Keine Urkunde berichtet
über die Entstehung dieser Kirche in Wegeleben nahe
Halberstadt. Nur an Hand des Baustils lässt sich ihr Alter
abschätzen. Bei der Kirche handelt es sich um eine frühgotische
Pfeilerbasilika mit querrechteckigem Westturm mit Walmdach, was
auf einen Entstehung um 1230 schließen lässt. Das äußere Bild
der Kirche zeigt ein vergleichsweise niedriges langgestrecktes
Kirchenschiff. Der Grundriss weist die Form eines Kreuzes auf.
Das Kircheninnere wird
durch barocke Einbauten geprägt, die Seitenschiffe sind durch
Spitzbogen-Arkaden vom höheren Mittelschiff getrennt. Im
südlichen Seitenschiff befindet sich die Taufkapelle, im
nördlichen die Ehrenhalle, mit zahlreichen Epitaphien. Die
Emporen von 1673 zeigen in den Feldern Bilder aus dem Alten und
Neuen Testament. Der Klappaltar aus der Mitte des 15.
Jahrhunderts ist reich mit Schnitzereien biblischer
Darstellungen verziert.
Die Kanzel ist eine
Stiftung des Oberpredigers Heimbert Oppechinus und seiner
Ehefrau und stammt aus dem Jahr 1601. Der schlichte romanische
Taufstein in der Taufkapelle dürfte der älteste sakrale
Ausstattungsgegenstand der Kirche sein. Der Orgelprospekt ist
wohl für Mitteldeutschland einmalig.
Der Orgelbaumeister
Arp-Schnitger baute 1694 - 1698 eine Orgel für eine Magdeburger
Kirche. Er war einer der berühmtesten Orgelbauer seiner Zeit und
der Vollender der norddeutschen Barockorgel. Arp-Schnitgers
Wirkungskreis erstreckte sich über Nordeuropa, wo er über 100
Orgelneubauten schuf und stilbildend war. Diese Orgel kam später
(1737 durch Heinrich Herbst) in die Petrikirche in Groß
Quenstedt. 1917 mussten die Prospektpfeifen zu Kriegszwecken
abgeliefert werden. Von dem ursprünglichen Werk blieb fast nur
der Prospekt. Als die Petri-Kirche in groß Quenstedt um 1979
wegen Baufälligkeit und einstürzendem Tonnengewölbe aufgegeben
werden musste, wurde der Orgelprospekt nach Wegeleben gebracht,
denn hier sollte eine neue Orgel gebaut werden.
Die Restaurierung des
Prospektes erfolgte von 1988 - 1990 durch die
Denkmalpflegewerkstätten in Quedlinburg mit Unterstützung der
Orgelbaufirma Schuke in Potsdam. Da für das Orgelwerk die Mittel
nicht mehr reichten, wurde im Jahr 2000 eine elektronische Orgel
eingebaut. Jedoch verfügt die Kirche noch über eine kleine Orgel
mit 6 Registern auf der Empore.
Kunsthistorisch ist auch
ein Kruzifix in halber Lebensgröße erwähnenswert. Er stammt aus
einer alten Dorfkirche in Merseburg, wo er stark in
Mitleidenschaft gezogen um 1935 gefunden wurde. Der etwa 700
Jahre alte Corpus wurde von einem Hallenser Künstler restauriert
und schmückt nun die Ehrenhalle. Diese ist, neben den Tafeln von
Gefallenen der Kriege ab 1806, geprägt von den Epigraphen und
Grabsteinen von den Adelsgeschlechtern, die auf Burg Wegeleben
sowie umliegenden Rittersitzen gewirkt haben: von Neuenstadt,
von Neindorf, von Ditfurth, von Keyendorff, von Hoym, von
Münchhausen.
Auf dem Kirchturm hängen
vier Glocken, zwei davon wurden 1982 neu gegossen. Die große
Glocke stammt aus einer aufgegebenen Kirche aus Halle. Diese
drei werden von der alten Wegelebener Glocke, mit sehr
altertümlicher Majuskelumschrift, ergänzt
– die “Tilly”-Glocke
–
die an die Verschonung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg
erinnert.