Der Europaradweg R1 ist über 3.500 Kilometer
lang. Er beginnt bei Boulogne-sur-Mer in Frankreich, endet in Sankt
Peterburg in Russland und er ist eine deutsche Erfindung. Erfinder
als auch Initiator, ist der ehemalige Kreisbaudirektor des
Landkreises Höxter in Nordrhein-Westfalen, Hans Mussenbrock. Er
hatte im Jahr 1980 die Idee, abseits von Hauptverkehrsstraßen, auf
vorhandenen Feld- und Waldwegen, einen überregionalen Radweg durch
attraktive Landschaften zu schaffen. Sein Landkreis sowie weitere
Landkreise und kreisfreie Städte in Westfalen-Lippe, gaben
Mussenbrock die Möglichkeit, seine Idee zu verwirklichen.
So wurde in den Jahren von 1984 bis 1988 der
erste, 275 Kilometer lange Abschnitt, von Höxter bis nach Münster,
gebaut und Westfalenring getauft. Schon kurze Zeit später konnte
Mussenbrock die holländischen, belgischen und französischen Nachbarn
von seiner Intension überzeugen und der Radweg wurde bis
Boulogne-sur-Mer erweitert. Als dieser Teilabschnitt im Jahr 1991
eingeweiht wurde, war der Europaradweg geboren worden. Dieser
Europaradweg war etwa 1.000 Kilometer lang. Mit der innerdeutschen
Wiedervereinigung, dem Fall des Eisernen Vorhangs und der
osteuropäischen Öffnung, ergaben sich dann schrittweise
Erweiterungen des Wegenetzes.
Heute führt ein Stück des R1 auch am Harz entlang und zwar von Bad
Gandersheim, am westlichen Harzrand, bis zur Stadt Falkenstein, am
nordöstlichen Harzrand. In diesem Beitrag wollen wir uns dem etwa 44
Kilometer langen Abschnitt von Bad Gandersheim, über
Seesen
bis nach
Goslar widmen.
Bad Gandersheim, der Ursprung des Geschlechtes der Liudolfinger, hat
deutsche Geschichte geschrieben. Kein Ort im Harzgebiet hatte so
früh solche Bedeutung wie Gandersheim, das seine Blütezeit im
10.Jahrhundert hatte und auf eine 1.200-jährige Geschichte
zurückblicken kann. Die Kur-, Kultur- und Festspielstadt beeindruckt
besonders durch seinen Dom mit dem Klosterstift und der sehenswerten
Altstadt. Die Strecke von Bad Gandersheim führt zunächst in Richtung
Seesen. Dabei tangiert der Weg die Orte Wolperode, Heber und biegt
vor Seesen, in Bilderlah, Richtung Norden nach Bornhausen ab.
Für
Wilhelm-Busch-Freunde
ist ein Abstecher nach Mechtshausen zu empfehlen, wo der Dichter
seine letzten Lebensjahre verbrachte und wo das Wilhelm-Busch-Haus
sein Andenken bewahrt. Aber auch
Seesen sollte nicht außen vor
gelassen werden, denn die alte Fachwerkstadt ist wirklich
sehenswert. Und das alte herzogliche Schloss ehrt auch den wohl
bekanntesten Seesener -
Heinrich Engelhard Steinweg
- der seinerzeit in den USA als „Steinway“ zu internationalem Ruhm
gekommen war. Für alle anderen Radler geht der Weg weiter über
Hahausen nach Langelsheim. Die bisherige Route führte durch das
Harzvorland oder direkt am Harzrand entlang.
In
Langelsheim
nimmt die Route nun Kurs in den Harz, wobei sie in das Tal des
Flüsschens Innerste einbiegt. Die ehemalige Bahntrasse wurde dort
zum Radweg umgebaut. Die Route biegt dann Richtung Osten ab, vorbei
an
Wolfshagen,
direkt zum
Granestausee.
Zu empfehlen ist vorher ein Abzweig zum Innerstestausee, der nur
wenige hundert Meter, in westlicher Richtung, entfernt liegt. Am
dortigen Berghof kann eine angenehme Rast eingelegt werden und hier
kann der gesamte Stausee überblickt werden. Auch der idyllische Ort
Lautenthal
liegt nur drei bis vier Kilometer entfernt und ist, besonders für
Bergbaufreunde, einen Abstecher wert. Natürlich ist dieser Abzweig
in den Oberharz auch zu erweitern, um den Ort Wildemann sowie die
Stadt
Clausthal-Zellerfeld
zu erkunden.
Die Route über Wolfshagen und die Granetalsperre ist sehr schwer und
anspruchsvoll. Wer es leichter möchte, dem steht als Alternative
eine Route über Herzog Juliushütte nach Goslar offen. Die
„Gebirgsstrecke“ führt über die Schäderbaude, entlang am
Granestausee bis zu dessen gewaltiger Staumauer. Am
Informationszentrum angekommen, quert die Strecke die Staumauer
Richtung Herzog Juliushütte, wo sie den Harz wieder verlässt, um an
seinem Rand entlang, die alte Kaiserstadt Goslar zu erreichen.
Alle drei Teile des Europaradweges R1 im Harz:
- 44
km von
Bad Gandersheim nach Goslar
- 49
km von
Goslar nach Blankenburg
- 49 km von Blankenburg nach Falkenstein
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Copyright der Fotos & Text
Bernd Sternal
2010 |